Das schon mal vorweg: nicht alles was aus einer innovativen Craft-Brauerei kommt muss auch gelungen sein. Ins Glas ergießt sich eine braune, leicht trübe Flüssigkeit. Der Schaum will schneller zerplatzen als er sich aufbaut. Es bitzelt kurz und dann gibt das schaumlose Getränk den Duft nach Rumkugeln frei. Laut Etikett musste das arme Bier in alten Rum- und Wiskyfässern lagern. Was dann kommt, schmeckt als ob alter Apfelwein mit Billigbier und Korn vermischt worden wäre. Sehr sauer mit einer scharfen Alkoholnote. Geht gar nicht. Mein zweites Testbier überhaupt, das ich nicht austrinken kann. Als Trost bleibt die Erkenntnis, dass ich zwar Geld zum Fenster rausgeworfen habe, aber nun weiß, dass die Biere aus Worms in der Lage sind, die gesamte Palette der 10 Bierbasis-Öffner von hervorragend bis völlig misslungen auszuschöpfen.

Sander Caribbean Stout

Das Etikett meiner Flasche sieht anders aus als hier abgebildet, ich gehe aber davon aus, dass es sich um das gleiche Bier handelt. Rubinrot trift schon mal auf die Farbe des Ales zu. Der Schaum ist nicht der Rede wert, denn er ist blitzschnell weg. Es duftet nach Kräutern und vor allem nach Szechuanpfeffer. Ja! Ganz eindeutig Szechuanpfeffer. Erfreulicherweise setzen sich diese Noten auch im Trunk fort. Die Spundung ist perfekt für ein Ale; eher zurückhaltend, aber nicht schal. Den Nachtrunk würde ich als trocken bezeichnen. Der leicht astringente Abgang kommt bestimmt auch von dem Sack Szechuanpfeffer, der in den Hopfen gefallen ist. Das ist ein sehr besonderes, ausgesprochen gelungenes Bier mit überraschenden Aromen. Nichts für jeden Tag, aber für Bierkenner und -tester unbedingt empfehlenswert.

Sander Rubi Ale

So gut können Craft-Biere sein! Die Wormser können das wirklich. Jetzt aber genug der Euphorie und wieder zurück zur sachlichen Bewertung: Der Rebell fließt bernsteinfarben ins Glas und entwickelt eine mäßige Schaumkrone. Dafür verströmt er aber einen kräuterig-heuigen Hopfenduft, der seinesgleichen sucht. Der Antrunk ist wunderbar rezent und das Feuerwerk der Aromen schlägt unvermittelt zu. Wiesenkräuter, frisches Heu, reifer Pfirsisch. Unfassbar aromatisch bei nur 4,8%.Das ganze wird von einem ausgewogenem Malzkörper getragen. Im Nachtrunk kommt eine schöne leichte Bittere dazu. Das ist ein ausgezeichnetes Bier! Nicht so schwer wie ein IPA und mit mehr Körper als die meisten American Pale Ales; dazu noch Bio. Meine Empfehlung: Unbedingt probieren. Jeder Schluck ist sein Geld wert.

Sander Lager Rebell

Im Vergleich zu den anderen Sander-Bieren, die ich bis jetzt probieren durfte, fällt das Helle stark ab. Schlapp fließt es aus der Flasche, und der Schaum löst sich schneller auf, als man das Glas ansetzen kann. Aber halt! Riecht es hier nicht nach Kronkorkengummi? Der Duft ist wirklich eigen, die Rezenz gering und das Helle wird sehr schnell schal. Schade, denn der Malzkörper ist ordentlich und der Hopfen im Abgang auch gelungen. Im Gegensatz zu den anderen Bieren aus Worms enttäuschend. Einen Extraöffner für die Biozutaten.

Sander Original Hell

An scharfsinnigem und scharfzüngigem Humor mangelt es den Brauern in Worms jedenfalls nicht. Ein American IPA als 11/3 Farewell zu etikettieren und auf die Rückseite ‚Mach’s gut, Du Flasche‘ zu schreiben, hat was. Wie aber schmeckt dieser Beitrag zum Wahlausgang in den USA? Leuchtend und leicht trüb, mit einer schönen cremigen Schaumkrone, duftet es intensiv nach Pfirsich und Orange. Diese Noten setzen sich im Antrunk fort. Der Körper des Wormser Bio IPA ist kräftig, was bei 7% keine Überraschung ist. Die vollmundige Süffigkeit macht Spaß. Genauso wie der kräftig hopfige Abgang. Schade, dass nicht öfter US-Wahlen sind. Dieses IPA macht Freude und spiegelt die Freude der Wormser über den Wahlausgang wider.

Sander 11/3 Farewell IPA